"Frei-ist-Frei" im Klinikum Oldenburg aus Sicht des Betriebsrates

Betriebsrat des Klinikums Oldenburg: „Ein Projekt mit einem optimalen Ausfallmanagement 'Toolbox' als Ergebnis. Jetzt sind wir dran!“

„Alle Zutaten sind vorhanden, um die Zufriedenheit und Bindung unserer Mitarbeiter weiter zu verbessern!“

 

September 2020

Der Betriebsrat ist eine wichtige Partei in Krankenhäusern, die ein neues Personalplanungs-Konzept umsetzen. Das ist auch der Fall beim Flexibilisierungs-Projekt, das, basierend auf dem Frei-ist-Frei-Konzept, im Klinikum Oldenburg realisiert wird. Der Betriebsrat war - und ist es immer noch - an allen Projektphasen beteiligt, sowohl mit ihrem aktiven Beitrag als auch um gut informiert zu sein. Personalplanung und Flexibilisierung beziehen sich schließlich auf alle Mitarbeiter, ihre Work-Life-Balance, ihre Arbeitszeiten, ihre Dienstpläne usw.

Wir sprechen im Klinikum Oldenburg mit Herrn Lotze, Vorsitzender des Betriebsrates und Herrn Albert, Mitglied des Betriebsrates, die von Anfang an aktiv am Projekt beteiligt waren. Sie freuen sich, aus ihrer Sicht über die Bedeutung dieses Projektes für ihre Organisation und ihre Mitarbeiter zu berichten. Gerne erzählen sie, wie sie die Zusammenarbeit mit dem deutsch-niederländischen Berater-Team Noteboom-Van der Meulen erlebt haben.

 

 

 
Verbesserung der Zufriedenheit und Bindung aller Mitarbeiter

„Mitarbeiterzufriedenheit ist natürlich auch bei uns immer ein Thema“, so beginnt Herr Lotze, „und die Dienstpläne spielen dabei eine wichtige Rolle. Ziel des Projektes war es, mehr Sicherheit und Zuverlässigkeit für jeden Dienstplan zu schaffen. Mit dem Wachsen und dem Ausbau des VarioTeams sehen wir auch eine wachsende Zufriedenheit bei den Mitarbeitern. Man merkt dass dieser Pool mit Flex-Mitarbeitern zunehmend den Ausfall von Kollegen abdecken kann.“ Herr Albert nickt und ergänzt: „Zuvor mussten Kollegen bei Ausfall füreinander einspringen. Der damit verbundene hohe Arbeitsdruck macht Krank und führte zu noch mehr Ausfallzeiten. Aufgrund von zu wenig Mitarbeitern kommt es nach wie vor zu Bettensperrungen. Wir sehen jedoch das durch den vermehrten Einsatz von VarioTeam-Mitarbeitern, sich die Dienstplan-Sicherheit der Stammteam-Mitarbeiter erhöht. Die neuen Flex-Kollegen vom VarioTeam sind froh, weil sie arbeiten können wann sie möchten, und die Stammteam-Mitarbeiter werden zufriedener, weil sie weniger ‚aus ihrem Frei geholt werden‘.  Wir sind zudem überzeugt, dass dies letztendlich auch der Mitarbeiterbindung zugutekommt, da wir als Arbeitgeber attraktiver werden.“

 
Ein engagiertes deutsch-niederländisches Berater-Team

Beide Herren des Betriebsrates sind angenehm überrascht von der niederländischen Erfahrung, die in das deutsche Krankenhaus gebracht wurde. Herr Albert lacht und sagt, dass der Betriebsrat immer kritisch ist, wenn ein externes Berater-Team eintrifft. „Es stellte sich aber schnell heraus, dass das ursprünglich niederländische Ausfallmanagementkonzept sehr sorgfältig auf den deutschen Gesundheitssektor übertragen wurde. Es gibt viele Ähnlichkeiten, zum Beispiel in Bezug auf den Arbeitsmarkt und das Planungssystem. Herr Noteboom bringt seine Erfahrung und sein Wissen mit. Er weiß genau, wovon er spricht, mit Sach-  und Fachkompetenz. Da er es jahrelang in der Praxis erlebt hat, kennt er unsere Probleme und deren Lösung.“

Herr Lotze stimmt seinem Kollegen zu, möchte aber auch die Unterschiede erwähnen. Denn seiner Meinung nach kommen hier die großen Vorteile und positiven Ergebnisse her. „Der niederländische Ansatz von Herrn Noteboom beginnt bereits mit dem Umgang mit uns als Betriebsrat und unseren Kollegen. Er arbeitet mit uns allen als Team an einer Lösung. Immer mit dem Ziel, Verbesserungen für alle Mitarbeiter zu erzielen. Zusammen mit seinem deutschen Kollegen Frank Eggert bilden die beiden ein sehr engagiertes Berater-Team. Das haben wir schon anders erlebt.“

 
Toolbox mit Instrumenten zur weiteren Umsetzung

Die Antwort der Herren auf die Frage, wo sich die Organisation in Bezug auf die Personalplanung in einem Jahr befinden wird, ist vorsichtig: „Das Berater-Team hat uns ein ganzes Instrumentenpaket zur Verfügung gestellt. Damit können wir als Klinikum selbstständig weiter daran arbeiten, dass das Ausfallmanagement ordnungsgemäß funktioniert und der Pool bei Bedarf weiterwachsen kann. Der Erfolg hängt vom Willen ab, das neue Konzept auch tatsächlich umzusetzen. Als Betriebsrat unterstreichen wir, wie wichtig es ist, dies gut zu machen. Weil wir die positiven Effekte sehen. Daher werden wir uns bemühen, die Idee des Frei ist Frei-Konzeptes weiterhin intern zu verbreiten. Leider müssen wir jetzt auf das Berater-Team verzichten, aber wir werden versuchen, ihre positive Stimmung zu übernehmen."

 
Praxis-Tipps für die Umsetzung einer neuen Arbeitszeitgestaltung

Was würden Sie Krankenhäusern empfehlen, die sich für ein Flexibilisierungsprojekt entschieden haben? „Das ist nicht nur eine Frage für den Betriebsrat, sondern für alle beteiligten Gremien der Organisation“, so die beiden Herren. Fast unisono geben sie ihre Antwort: „Es braucht eine starke interne Projektleitung und ein Mandat der Pflegedirektion. So sollte die Projektleitung sorgfältig gewählt werden; derjenige sollte Erfahrung im Projektmanagement haben und vorzugsweise auch die Organisation kennen. Und er oder sie muss ausreichend freigestellt werden, um das Projekt zu leiten."

Sie denken, dass diese Zeit-Ressourcen sowieso von großer Bedeutung sind. Auch weil Zeit in fast jeder Gesundheitsorganisation ein knappes Gut ist. Ziel des Projektes ist es aber, genau diese Zeit besser zu verteilen. Daher ist es notwendig, den Projektmitgliedern Zeit zur Verfügung zu stellen, auch wenn dies schwierig ist. „Wir haben uns am Anfang des Projektes entschlossen, mit zwei Mitgliedern des Betriebsrates teilzunehmen, damit wir uns immer gegenseitig ersetzen und bei allen Treffen anwesend sein können. Das ist zwar aufwändig, aber den Erfolg ist es auf jeden Fall wert."

Zum Schluss erklären Herr Lotze und Herr Albert, was das Projekt für sie persönlich gebracht hat.
Herr Albert war vor allem beeindruckt von den neuen Themen im Projekt, wie zum Beispiel die Kapazitätsplanung. „Das ist nicht nur für uns neu, auch für die Pflege. Aber der Grundstein ist gelegt und wir können damit weiter machen, denn das bringt wirklich neue Zeitgestaltungsmöglichkeiten.“ „Genau!“ bestätigt Herr Lotze, „Es fühlt sich gut an, dass wir agieren können, anstatt zu reagieren, dass wir etwas Neues mitgestalten. Zu oft jammern alle und ständig befinden wir uns im Hamster-Rad. Die enge Einbindung in das Projekt hat es uns ermöglicht, neue Erkenntnisse zu erhalten, mit denen wir wirklich weiterarbeiten können.


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